Die Großregion
La Grande Région
In ihrer Geschichte war das Vierländereck zwischen Frankreich, Deutschland, Luxemburg und Belgien oft hart umkämpft. Heute schlägt hier in der Großregion das Herz Europas, und zahlreiche Initiativen und Projekte zeugen vom Potential der gemeinschaftlichen Zusammenarbeit über Grenzen hinweg.
Die Großregion im Herzen Europas
Wo in der Vergangenheit kriegerische Auseinandersetzungen an der Tagesordnung waren, ist die Großregion zwischen Saarland, Lothringen, der Wallonie, Luxemburg und Rheinland-Pfalz heute zu einer europäischen Modellregion geworden.
Historisch gesehen hatte die räumliche Lage an den jeweiligen nationalen Grenzen oft zu Problemen bei der wirtschaftlichen Entwicklung geführt. Heute wird sie zum Trumpf. Zahlreiche Projekte und Initiativen wirken daran mit, das europäische Potenzial der Region zu erschließen und grenzüberschreitend im Alltag zu verwirklichen. Hierfür wurden besondere Einrichtungen und Institutionen geschaffen, um die Bürgerinnen und Bürger vor Ort bei Schwierigkeiten in grenzübergreifenden Fragen zu unterstützen.
Zunehmend steht außerdem die politische Entwicklung der Großregion auf der Agenda. So sollen alle Verantwortlichen eine Zukunftsstrategie für den gemeinsamen Kooperationsraum erarbeiten und damit seine besonderen Möglichkeiten noch wirkungsvoller zur Entfaltung bringen.
Eurodistrikt SaarMoselle
Im Herzen der Großregion, im Eurodistrikt SaarMoselle, ist die deutsch-französischen Zusammenarbeit bereits in einem besonderen Maß verwirklicht.
Die etwa 600.000 Bürgerinnen und Bürger des Regionalverbands Saarbrücken und der fünf beteiligten Gemeindeverbände aus dem Département Moselle verwirklichen die europäische Idee im Alltag in immer mehr Lebensbereichen. In allen Eurodistrikten verfügt der Europäische Verbund für territoriale Zusammenarbeit (EVTZ) über Gremien, in denen sich lokale Verwaltungen und politische Akteure zusammenfinden und über gemeinsame Handlungsfelder entscheiden. So können sie Lösungen für lokale Probleme über Landesgrenzen hinweg finden und als „europäische Gebietskörperschaft“ gemeinsame strategische Entscheidungen für die Zukunft treffen.
Dabei hat der Eurodistrikt SaarMoselle beispielhafte Konzepte erarbeitet, die über die lokale Ebene hinaus in der Großregion Bedeutung erlangt haben, etwa in der Zusammenarbeit im Gesundheitswesen. Die Projekte MOSAR, GeKo und COSAN erlauben schon heute eine optimale Patientenversorgung in Notfällen wie Herzinfarkt und Schlaganfall, und zwar unabhängig vom Wohn- oder Unfallort.
Eurodistrikt SaarMoselle: https://www.saarmoselle.org
Institutionelle Kooperation der Großregion
Im Kooperationsgebiet zwischen dem Saarland und Rheinland-Pfalz, Lothringen, Luxemburg und Wallonien treffen sich die politischen Verantwortlichen regelmäßig zu gemeinsamen Gipfeltreffen. Ein gemeinsames Sekretariat sorgt für die Kontinuität der Arbeit des „Gipfels der Großregion“. In Arbeitsgruppen und Netzwerken kommen die verantwortlichen Akteure aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft zusammen und kümmern sich um die Vorbereitung und anschließende Umsetzung der politischen Entscheidungen und Vorgaben.
Die Großregion verfügt als besonderes Merkmal über einen Interregionalen Parlamentarierrat (IPR) und einen Wirtschafts- und Sozialausschuss der Großregion (WSAGR). Hier treffen die Positionen der beteiligten Gebiete, der unterschiedlichen politischen Kräfte, Sozialorganisationen, Unternehmen und Gewerkschaften aufeinander.
Eine solche Zusammenarbeit von fünf Regionen aus vier Ländern stellt eine echte Herausforderung für Politik und Verwaltung dar. Gleichzeitig zeigen jedoch die hohen Pendlerströme zur Arbeitsstelle oder zum Studium im Nachbarland sowie die Zahl der Grenzübertritte zum Einkaufen oder im Rahmen von Freizeitaktivitäten, wie sehr die Bürgerinnen und Bürger die Idee einer europäischen Kernregion längst in ihrem Alltag leben.
Ein Zurück hinter die nationalen Grenzen ist nicht mehr denkbar und wäre mit extrem hohen Kosten für die Menschen vor Ort verbunden – wie die Grenzschließungen während der Corona-Pandemie gezeigt haben.
Institutionelle Kooperation der Großregion: https://www.grossregion.net/Institutionen